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| Alexandra Teixeira

Frauen in der Pflege – Das unsichtbare Rückgrat unserer Gesellschaft

Über 80 % der Beschäftigten in der Pflege sind Frauen. Sie sind das Fundament, auf dem unser Gesundheitssystem ruht. Doch dieses Fundament wird auf eine Weise belastet, die viele von uns nicht sehen – oder sehen wollen. Frauen in der Pflege leisten Großes, oft zum Preis ihrer eigenen Gesundheit, Karriere und finanziellen Sicherheit. Es ist Zeit, diese Problematik sichtbar zu machen und die Notwendigkeit von Veränderungen zu diskutieren.

Ein Beruf, der fordert – und oft wenig gibt

Pflege ist mehr als ein Beruf – oft ist es eine Lebensaufgabe. Doch gerade diese emotionale Hingabe, die Pflegekräfte täglich zeigen, wird häufig als selbstverständlich abgetan. Die Zahlen sprechen für sich: Laut der Bundesagentur für Arbeit (2022) arbeiten über 80 % der Pflegekräfte in Deutschland unter erschwerten Bedingungen. Niedrige Gehälter, hohe körperliche Belastung und emotionale Erschöpfung gehören zum Alltag. Hinzu kommen begrenzte Karriereperspektiven und ein gesellschaftliches Image, das die Pflege oft romantisiert – als "Berufung" und nicht als professionelle, anspruchsvolle Tätigkeit.

In einer Leistungsgesellschaft wird Pflege meist nur dann wahrgenommen, wenn sie fehlt. Und genau das ist das Problem: Der enorme Wert dieser Arbeit bleibt unsichtbar, solange niemand hinsieht.

Die Doppelbelastung: Beruf und Familie

Pflege endet für viele Frauen nicht, wenn sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen. Dort wartet oft die nächste Schicht: die unbezahlte Sorgearbeit. Ob Kinderbetreuung, Pflege älterer Angehöriger oder Unterstützung von Partnern – Frauen tragen die Last der Verantwortung auf mehreren Schultern. Der Begriff "Care Gap" beschreibt die Kluft zwischen bezahlter und unbezahlter Fürsorge und zeigt, dass Frauen in Deutschland laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) täglich bis zu 52 % mehr unbezahlte Sorgearbeit leisten als Männer.

Die Folgen dieser Unsichtbarkeit:

  • Psychische Belastung: Der Spagat zwischen Beruf und Familie führt häufig zu Überlastung und Burnout.
  • Eingeschränkte Karrieremöglichkeiten: Teilzeitarbeit und Karrierepausen reduzieren berufliche Aufstiegschancen.
  • Finanzieller Nachteil im Alter: Geringere Rentenansprüche resultieren aus niedrigen Gehältern und unterbrochenen Erwerbsbiografien.

Warum Pflege unterbewertet bleibt

Die Pflege ist ein Berufsfeld, das seit Jahrzehnten unterschätzt wird. Traditionelle Rollenbilder prägen noch immer die Wahrnehmung sozialer Berufe, die vor allem Frauen zugeschrieben werden. Aber warum ist das so? Ein Grund ist die gesellschaftliche Romantisierung der Pflege: Sie wird oft als "aufopferungsvoll" beschrieben, als ob Hingabe eine angemessene Entschädigung für schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne wäre.

Hinzu kommt, dass Pflegekräfte in Krisensituationen – wie während der Corona-Pandemie – zwar kurzzeitig gefeiert, langfristig jedoch kaum unterstützt werden. Der kurzfristige Applaus hat nicht zu den dringend notwendigen strukturellen Veränderungen geführt.

Was sich ändern muss

Frauen in der Pflege brauchen mehr als Worte. Sie brauchen Taten. Und die Verantwortung dafür tragen wir alle – von politischen Entscheidungsträgern bis hin zu jeder einzelnen Person, die das Gesundheitssystem nutzt.

Lösungsansätze, die zum Nachdenken anregen:

  1. Bessere Bezahlung: Pflegekräfte verdienen Gehälter, die ihrer Leistung gerecht werden.
  2. Gerechtere Arbeitszeiten: Flexible Arbeitsmodelle und verlässliche Dienstpläne können die Belastung reduzieren.
  3. Anerkennung der Care Gap: Unbezahlte Fürsorgearbeit muss sichtbarer gemacht und gerechter verteilt werden.
  4. Gesellschaftliche Wertschätzung: Pflege darf nicht länger als selbstverständlich gelten. Sie ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft.